Während meines Sportstudiums, meiner mittlerweile elfjährigen Tätigkeit als Trainer sowie in meiner aktiven Zeit als Basketballspieler und später auch als Zehnkämpfer habe ich unzählige Formen des Krafttrainings kennengelernt, selbst ausprobiert und auch bei Kunden angewendet. Da die Effektivität eines Trainingskonzeptes von individuellen Voraussetzungen und Zielsetzungen abhängt, gibt es dabei keinen Trainingsansatz, den ich retrospektiv als den Heiligen Gral oder den einzigen Weg zu körperlicher Fitness anpreisen möchte. Vielmehr konnte ich feststellen, dass viele Wege nach Rom führen.
Jedoch gibt es einen Trainingsansatz, den ich persönlich eindeutig favorisiere und dieser ist der Ansatz des funktionellen Krafttrainings. Funktionelles Krafttraining beschreibt einen holistischen Trainingsansatz, bei dem im Gegensatz zum Bodybuilding und zu klassischen Formen des Krafttrainings nicht gezielt bestimmte Muskelgruppen, sondern komplexe Bewegungsabläufe trainiert werden. In diesem Ansatz spielen Ästhetik und Muskelaufbau eine untergeordnete Rolle und werden eher als positiver Nebeneffekt des Trainings betrachtet. Das Hauptziel des funktionellen Krafttrainings ist vielmehr eine Optimierung von Bewegungsabläufen und eine Zunahme der Kraft, die nicht nur aus der Hypertrophie der Muskulatur, sondern auch aus der Optimierung des neuromuskulären Zusammenspiels, der verbesserten Koordination der Muskeln untereinander (intermuskuläre Koordination) und der Erhöhung der Stabilität des Körperkerns resultieren soll.
Dabei kommen fließende Übungen zum Einsatz, die natürlichen Bewegungsmustern aus dem Alltag und spezifischen Sportarten entsprechen. Damit soll unter anderem auch muskulären Dysbalancen vorgebeugt werden, welche häufig eine Begleiterscheinung von isoliertem Training an Geräten sind. Alle Übungen im funktionellen Krafttraining sind Verbundsübungen, was bedeutet, dass bei diesen Übungen mehrere Gelenke und Muskelgruppen involviert sind. Darüber hinaus sind sie gekennzeichnet durch einen großen Bewegungsraum und eine Belastung in ganzen Dimensionen. Neben der Zunahme von Flexibilität führt dies auch zur Verbesserung spiraler und diagonaler Bewegungsmuster. Die Erhöhung der Stabilität der Körpermitte bzw. der Rumpfmuskulatur wird hierbei besonders berücksichtigt, da sie eine bessere Kraftübertragung ermöglicht und gleichzeitig der Verletzungsprophylaxe dient. Aber auch die Schulterpartien werden besonders betont, da sie ebenfalls für eine stabile Haltung essentiell sind.
Funktionelles Krafttraining ist zweckmäßiges Krafttraining. Aufgrund seiner besonderen Eignung, die funktionelle körperliche Leistungsfähigkeit eines Menschen zu verbessern, indem es den Trainierenden ermöglicht, Bewegungsabläufe besser koordiniert, ausbalanciert, effizienter und akkurater auszuführen, erfreut sich das funktionelle Krafttraining in den letzten Jahren immer größerer Beliebtheit und kommt vor allem im Leistungssport und in der Rehabilitation verstärkt zum Einsatz, weil hier besonders die Verbesserung von Bewegungen im Vordergrund steht und nicht nur, wieviel Gewicht man an Maschine XY bewegen kann.